Page 42 - Schönberg im Sommer 2020
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Mit MS „Dana“ vor Probsteier Küsten
Die Heikendorfer Reederei Safety-Ship hat ein Fahrgastschiff der besonderen Art
Mit seinen klassischen Linien und inneren Werten braucht das
Fahrgastschiff MS „Dana“ der Heikendorfer Reederei Safety-Ship
an der deutschen Ostseeküste keinen Vergleich zu scheuen.
Dabei ist das Schiff nicht nur Vergnügungsdampfer: Es bietet
außerdem Hinterbliebenen ein würdevolles Ambiente beim Geleit
Verstorbener auf ihrem letzten Weg zur Bestattung auf hoher See.
Die „Dana“ ist ein bemerkenswertes Schiff: Vom Stapel gelau-
fen ist es 1968 auf der heute zur Lürssen-Gruppe gehörenden
Kröger-Werft in Rendsburg. Sein 6-Zylinder Dieselmotor kommt
mit gerade einmal 150 PS und knapp 8,5 Litern Hubraum aus,
um die „Dana“ auf 11,2 Knoten Fahrt zu bringen. Das macht das
Schiff selbst im Vergleich zu modernen Schiffen umweltfreund-
lich: Für den Törn rund Kieler Leuchtturm laufen nicht mehr als 40 selbst starten. Einfach den Zündschlüssel zu drehen, reicht dafür
Liter Diesel durch die Kraftstoffleitungen der „Dana“. allerdings nicht: „Erst muss der Maschinist mit einer Handpumpe
Öl vorpumpen, damit sämtliche Lager geschmiert sind und dann
Ihr Eigner und Reeder Bernd („Auf See ist das Du üblich und wir wird der Motor mit Druckluft gestartet“, beschreibt Bernd die
sind eine den Kunden gegenüber sehr persönliche Reederei“, Prozedur, die, nebenbei gesagt, vor eindrucksvoller Geräuschku-
sagt er, weshalb wir es hier beim Vornamen belassen wollen) ist lisse abläuft.
sehr stolz auf dieses Schiff. „Es gibt kaum ein anderes EU-Fahr-
gastschiff mit so geringem Verbrauch und Stickoxid-Ausstoß“, Safety-Ship ist ein reines Familienunternehmen. Anfangs haben
weiß er. Das liege nicht nur an dem originalen MWM518S-Motor Angelfahrten mit einigen umfunktionierten Fischkuttern einen
von den Motorenwerken Mannheim: „Die ‚Dana‛ hat außerdem großen Teil des Angebots der Reederei ausgemacht. Mit der
einen geringen Tiefgang und ihr Linienriss ist sehr günstig für Begrenzung des Fangkontingents auch für Sportfischer hat sich
Geschwindigkeit und Verbrauch“, erklärt Bernd. Schöner Neben- Safety-Ship aber von diesem Segment getrennt und sich ganz auf
effekt für die Fahrgäste: Die „Dana“ ist enorm leise. Fahrgastschifffahrt und Seebestattungen konzentriert. Fest ins
Viele Kieler kennen das Schiff vermutlich noch als Förde-Dampfer Programm gehören eigentlich Rundfahrten entlang der Probsteier
unter dem Namen „Gaarden“. Später ist die „Dana“ in Maasholm, Küsten, Hochzeitsfahrten oder auch Konferenzen auf See. Alles
Hiddenseen und Niendorf beheimatet gewesen, bevor sie wieder dafür Nötige hat die „Dana“ an Bord, etwa Adapter für Mobiltele-
in ihr altes Revier zurückkehrte. Unter der Flagge der Safety-Ship fone, Tablets oder Notebooks, eine hochwertige Tonanlage oder
Reederei läuft sie seit 2018. einen großen, für Präsentationen geeigneten Monitor.
Seitdem hat Bernd viel für die alte Lady getan. Dazu gehören Doch dann kam Corona: „Zum Schutz unserer Fahrgäste verzich-
technische Modernisierungen genauso wie Schönheitsrepara- ten wir derzeit auf Ausflugsfahrten und bieten nur beschränkte
turen vom Kiel bis zum Topp. Der Lohn der Mühe: Die „Dana“ ist Charterfahrten für feste Gruppen unter Wahrung strengsten
von der größten Schiffsklassifikationsgesellschaft der Welt „DNV Infektionsschutzes an“, sagt Bernd.
GL“ klassifiziert, einer Fusion aus der norwegischen „Det Norske
Veritas“ und dem „Germanischen Lloyd“. Sein verbrieftes Si- Weiterhin da sind Safety-Ship, die ‚Dana‛ und ihre Besatzung
cherheitsniveau ist damit ausreichend hoch, um Fahrgäste auch auch in Corona-Zeiten für Angehörige und Trauernde, die Verstor-
über die Küstengewässer hinaus auf die offene See befördern zu bene auf dem letzten Weg zur Seebestattung begleiten möchten.
dürfen. „Wir pflegen ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu den Hinter-
bliebenen schon bei den Planungen einer Seebestattung“, ver-
„Die ‚Dana‛ ist wirklich etwas Besonderes“, sagt Bernd. Und das spricht Bernd. Um den Ablauf für die Trauernden so einfach wie
spüren auch die Fahrgäste, glaubt er. Chartergäste etwa dürf- möglich zu gestalten, arbeitet Safety-Ship bundesweit mit rund
ten vor dem Auslaufen auch schon einmal die Hauptmaschine 500 Bestattungsunternehmen zusammen, ist auch stets direkt
ansprechbar und führt persönliche Vorgespräche, um die Hin-
terbliebenen mit dem Schiff und dem Ablauf der Seebestattung
vertraut zu machen. Vielen Wünschen wird entsprochen, etwa
das Auslaufen zu jeder Tages- oder Nachtzeit auch an Feiertagen,
die Herrichtung des vorderen Trauersalons als einen Ort der un-
gestörten Stille und persönlichen Abschieds sowie des achtlichen
Salons für Bewirtung und gemeinsame Zeit. Auch der Moment der
Beisetzung selbst liegt ganz in Händen der Trauernden: „Wenn ge-
wünscht, dürfen die Hinterbliebenen die Urne mit den sterblichen
Überresten selbst der See übergeben“, sagt Bernd. Für viele sei
das ein wichtiger, symbolhafter Akt des Loslassens. Die Besat-
zung der „Dana“ ist während der Seebestattung uniformiert,
leitet und führt die Zeremonie in Würde und mit Respekt. Dazu
zählt auch das Umrunden der Seebestattungsposition nach dem
Befehl „hohl nieder Flagge“, die traditionellen Schiffsglocken-
schläge und schließlich, nach dem Kommando „heiß Flagge“, das
Verlassen der Position mit einem langen Ton aus dem Schiffshorn
als letzten Gruß. Kay-Christan Heine
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