Page 26 - Schönberg im Winter 2022
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Weihnachten in
Schönberg 2022
„Fröhliche Weihnachten 2022???“ Vermutlich fragen sich viele
heutzutage, wie das angesichts der düsteren Zukunftsprognosen
gelingen soll. Als es seinerzeit ins 21. Jahrhundert hinein ging, startete
man relativ zuversichtlich, denn die Kriege waren weit weg und die
Wirtschaft brummte. Und so waren insgesamt die Zukunftsprogno-
sen optimistisch.
Vom Aufgang Das Wort „Corona“ kannte niemand. Begriffe wie: Quarantäne, FFP
der Sonne oder Mundschutz wurden den Kliniken zugeordnet. Der Schock saß
tief, als am 24.2. der Angriffskrieg im Osten Europas mit weitreichen-
den Folgen begann. Wie soll man denn jetzt fröhlich Weihnachten
In diesem Jahr gab es in unserem Land so viel Untergangsstim- feiern? Es beschäftigt uns doch eher die Frage, wie man die Neben-
mung wie schon lange nicht mehr. Menschen zittern um ihr Erspar- kosten bezahlen kann. Oder: Wird mein Betrieb durchhalten? Doch
tes, Menschen zittern in ihren Wohnstuben, Menschen zittern aus das ist nicht alles. Es kommen noch die persönlichen Krisen hinzu:
Angst vor dem Krieg und überhaupt, gibt es eigentlich noch etwas, Seelische oder körperliche Krankheiten, Sorgen um die Kinder, Pflege
das wirklich sicher ist und worum man nicht zittern müsste?! von Angehörigen und Konflikte in der Ehe oder Familie. – Der Zim-
Eine gute Frage, die ich mir selbst auch schon mehr als einmal mermann Josef mit seiner hochschwangeren Frau Maria kann auch
in den letzten Monaten gestellt habe. Manchmal ist mir zwar nach ein Lied davon singen. Damals waren sie unterwegs von Nazareth
einiger Zeit klar geworden, dass ich völlig umsonst bange war und Richtung Bethlehem. Seine Sorgen: „Wie schaffen wir es rechtzeitig
die Sache dann besser wurde als erwartet, bei anderen Dingen ins Dorf meiner Vorfahren? Reichen die Kräfte?“ Denn 160 km zu Fuß
begleiten mich meine Sorgen aber bis jetzt, in diese besondere Zeit waren kein Pappenstiel. Sie konnten nicht mal schnell in einen ICE
am Jahresende hinein. Dabei will ich Weihnachten doch eigentlich oder Flix-Bus einsteigen. Seine persönliche Krise verschlimmerte sich
nicht mit einem schweren Herzen feiern. Das haben schließlich noch, als er am Zielort feststellen musste, dass nirgendwo ein Zimmer,
auch schon viele Generationen vor mir geschafft. Sogar in den geschweige denn ein Kreißsaal für seine junge Frau zur Verfügung
schlimmsten Zeiten von Seuchen und Verwüstung haben die Men- stand.
schen am Weihnachtsfest immer gefeiert und oft sogar Hoffnungs- Nun, der Ausgang der Begebenheit ist uns allen hinreichend be-
lieder gedichtet und gesungen. kannt: Der Sohn Gottes und Erretter Jesus Christus kam in einem Stall
Gerade dann, wenn so vieles düster zu werden scheint, will ich auf diese Welt. Kurz danach geriet auch er in seine erste Lebenskrise.
als Christ das Weihnachtsfest als das Gegenteil der Dunkelheit Da der jüdische Vasallenkönig Herodes ihm auf den Versen war,
feiern. Denn es gewinnt das Licht und die Finsternis muss vor dem musste das Baby mit seinen Eltern nach Ägypten flüchten. Im Lauf
Christkind weichen. Der Sohn Gottes ist nicht ohne Grund in diese seines Lebens erlebte Jesus weitere Krisen – bis zu dem Tag, als er an
Welt gekommen. Durch die Erinnerung an seine Geburt vor fast einem Freitag allein und von Gott verlassen an einem todbringenden
2000 Jahren lenken die Menschen ihren Blick wieder auf das, was Holzkreuz hing und für die Sünden der ganzen Menschheit starb.
ihre schweren Herzen frei macht. Doch Gott sei’s von Herzen gedankt, dass Gott ihn am Ostermorgen
Das gibt seit vielen Jahrhunderten – und immer noch bis heute von den Toten auferweckt hat! Jetzt wissen wir, dass unser Gott krisen-
– vielen Menschen, auf der ganzen Welt und hier in der Probstei fest ist. Je dunkler die Welt, desto heller strahlt sein Licht. Unsere Welt
Kraft und Hoffnung für das, was vor ihnen liegt. Die Weihnachts- ist auch zu Weihnachten in Not. Sie braucht Hoffnung, Zuversicht und
botschaft breitet sich am Jahresende unter den Menschen aus Versöhnung. Der persönliche Glaube ist heute wichtiger denn je. Zu
wie der Anfang eines Sonnenaufgangs, zart und unscheinbar, aber ihm dürfen wir fliehen, denn seine Worte trösten, stärken und geben
stetig und ganz gewiss. Also, lasst es Weihnachten werden, in Euren neues Leben. Warum? Weil er uns liebt und die Welt in seiner Hand
Herzen und in unserem ganzen Land! hält. Er sitzt im Regiment. Ja – zu wem sollten wir denn gehen?
Ihr Pastor Björn Schwabe Mit herzlichen Grüßen
ev-luth. Kirchengemeinde Hans Becker,
Schönberg Christliche Gemeinde Barsbek
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