Page 39 - Schönberg im Winter 2019
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Hört der Engel helle Lieder


                                                                           Niemanden interessierte, wer draußen jede
                                                                           Nacht auf die Schafe aufpasste. Niemanden
                                                                           interessierte,  wer  diese  Männer  waren,  die
                                                                           immer froren und ständig Hunger hatten.
                                                                      Foto/Text: Kay-Christian Heine  sich über irgendetwas im Leben Gedanken
                                                                           Niemanden interessierte, ob diese Hirten
                                                                           machten. Verschwand einer von ihnen, dann
                                                                           sollte eben irgendein anderer die Herde hü-
                                                                           ten.
                                                                           Als Maria ihren ersten Sohn gebar, waren
                                                                           Hirten in derselben Gegend. Und der Engel
                                                                           des Herrn trat zu ihnen und sie fürchteten
       Gebürtiger Sachse möchte Kirche „unmittelbar erlebbar“ gestalten    sich  sehr.  Und  der  Engel  sprach  zu  ihnen:
                                                                           Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute
       Über Umwege zum Beruf des Pastors                                   der Heiland geboren. Und alsbald war da
                                                                           bei dem Engel die Menge der himmlischen
         Für den gebürtigen Sachsen Björn Schwabe war der erste Schritt hin zur Theologie   Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
       ein großer. Der nächste Schritt in das Amt des Gemeindepastors nach Schönberg war   Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Er-
       indes naheliegend. Am 10. November wurde er mit einem festlichen Gottesdienst offiziell   den bei den Menschen seines Wohlgefallens.
       in seinen Dienst eingeführt.                                        (aus Lukas 2,7-14)
         „Musik und Gesang in der Kirche bedeuten mir viel, denn sie berühren die Menschen   Diesen Menschen, denen sonst keiner etwas
       und lassen sie etwas mitnehmen aus den Gottesdiensten“, bekennt der 37-Jährige. „Ge-  zu  sagen  hatte,  erscheint  der  Bote  Gottes
       sang ist“, fügt er hinzu, „sogar eine Form des Gottesdienstes an sich.“ Ein Instrument spiele   und lässt sie das wissen, was niemandem zu-
       er zwar nicht. „Aber ich finde es ganz toll, was für einen hohen Stellenwert die Kirchen-  vor gesagt wurde. Sie dürfen als erste Got-
       musik hier in Schönberg hat.“                                       tes Sohn sehen und vor ihren Augen wird
         Überhaupt wolle er mit seinem neuen Amt Kirche „unmittelbar erlebbar“ und nah an   offenbart, was keiner Menschenseele zuvor
       der Gemeinde gestalten, sagt Björn Schwabe. Denn: „Viele Menschen tragen Hoffnungen   gezeigt wurde. Der Chor der Heerscharen
       in sich, fühlen den Wunsch nach Spiritualität, nach Gesundwerdung und ihnen möchte ich   der Engel, der die unbedeutenden Hirten an
       zeigen, wie sich das in der Kirche anfühlen kann.“ Dafür möchte er etwa jungen Familien   der allerhöchsten Ehre teilhaben lässt, dieser
       mit ihren Kindern Gottesdienste anbieten, die „Spaß machen und gut in den anstrengen-  Chor ist der heimliche Klang des Advents.
       den Alltag mit Job, Nachwuchs, Haus und vielleicht auch Krisen passen“.  Christen auf der ganzen Welt suchen diesen
         Zwar habe er früh Interesse für die Theologie gehabt, verrät Björn Schwabe. Zum   Klang und singen in dieser Zeit Adventslieder.
       Beruf des Pastors sei er aber erst spät über den Umweg einer Ausbildung zum Industrie-  Wir lassen los, was uns im letzten Jahr fest-
       kaufmann und eines begonnenen Betriebswirtschaftsstudiums gekommen. „Das hat auch   gehalten und unsere Herzen traurig gemacht
       mit meiner DDR-Geschichte zu tun“, glaubt Schwabe: „Geistliche hatten damals eher et-  hat. Wir stimmen uns ein und machen uns
       was Freiheitskämpferisches an sich als den Ruf, einen bodenständigen Beruf auszuüben.“  bereit für Gottes Wunder, damit es auch in
         Anfang der 1990-Jahre angekommen im schleswig-holsteinischen Bad Oldesloe, in-  unser Leben kommt. Zu Weihnachten wer-
       teressierte ihn eine Pastorin, die Religion an Schwabes Berufsschule unterrichtete, neu   den diese Lieder dann immer festlicher und
       für die Theologie. „Sie taufte mich auch“, sagt Schwabe und glaubt an eine Fügung. Eine   kaum ein Lied drückt das so schön und stim-
       Weile brauchte er noch. Doch nach sechs Semestern Betriebswirtschaftslehre ging er   mungsvoll  aus  wie  dieser  Klassiker,  der  für
       den großen Schritt: Björn Schwabe schrieb sich an der Theologischen Fakultät in Kiel ein,   mich an keinem Weihnachtsfest fehlen darf:
       machte 2014 seinen Abschluss und ging für die insgesamt 5-jährigen Ausbildungs- und
       Probedienste nach Hessen.                                                 „Hört der Engel helle Lieder
         Und warum nun das Ostseebad Schönberg? „Während der letzten drei Jahre hatte   klingen das weite Feld entlang,
       ich eine Pastorenstelle auf Probe im nordhessischen Schwalmstadt und hätte mich oh-  und die Berge hallen wider
       nehin neu bewerben müssen, auch auf die Stelle dort“, erklärt Schwabe  das Verfahren.   von des Himmels Lobgesang.
       Also habe er nach weiteren Möglichkeiten gesucht und fand die freie Stelle in Schönberg.   Gloria in excelsis deo“
       „Während des Studiums mochte ich Kiel als Stadt schon sehr und die Aussicht, wieder in
       den Norden zu kommen, fand ich super“, sagt Schwabe. Außerdem habe er den Schön-  Allen einen schönen Advent.
       berger Pastor Gerhard Sabrowski bereits an der Uni kennengelernt und mit dem bei den   Gott segne Sie und Ihre Familien.
       Christlichen Pfadfindern Schönberg aktiven Moritz Keppel zusammen studiert. „Ich passe   Ihr Pastor Björn Schwabe,
       gut hierher, haben beide gesagt“, verrät Björn Schwabe lächelnd. Nun ist er angekommen.  ev.-luth. Kirchengemeinde Schönberg



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