Page 44 - Schönberg im Winter 2019
P. 44
Licht in der Dunkelheit: Lucia
Mit dem Luciafest am 13. Dezember feiern die Schweden die Win-
tersonnenwende. Der Sage nach brachte die heilige Lucia armen
Dorfbewohnern in kalten Winternächten Essen und Trinken, um sie
vor dem Tod zu bewahren. Daran erinnern heute die Lucia-Prozes-
sionen, bei denen weiß gekleidete Mädchen und Jungen singend
durch Kindergärten und Kirchengemeinden ziehen, allen voran die
„Lussebrud“ (Lucia-Braut) mit einem Kerzenkranz im Haar (heute
meist batteriebetrieben), gefolgt von Mägden, Sternjungen und Pfef-
ferkuchenmännern. Nach dem Umzug genießen die Schweden das
Safrangebäck „Lussekatt“ (Lucia-Katze), dessen S-Form an eine zu-
sammengerollte Katze erinnert. In vielen Familien werden die Eltern
bereits morgens von einer ihrer Töchter geweckt, die ihnen als Lucia
das Frühstück ans Bett bringt.
Foto: stock.adobe.com/Little Adventures; Text: Jennifer Gregersen
Deko mit Tradition: Julbock und Weihnachtsbaum
Der Julbock, ein aus Stroh gefertigter Ziegenbock, ist in Schweden
das wichtigste Symbol der Weihnachtszeit. In der schwedischen
Mythologie symbolisiert er den Donnergott Thor und die Frucht-
barkeit der Erde. Bevor er vom „Jultomte“ (Weihnachtswichtel)
abgelöst wurde, brachte der Julbock die Geschenke. Unverzicht-
bar ist in Schweden auch der eigene Weihnachtsbaum, der bereits
am Abend des 23. Dezember geschmückt wird, wenn die Kinder
schlafen. Neben Strohsternen und Kugeln wird er häufig auch mit
Girlanden aus kleinen schwedischen Nationalflaggen dekoriert. Er
steht in der Mitte des Raumes, damit die ganze Familie um ihn
herumtanzen kann.
Lustiger Heiligabend: Donald Duck, Jultomte und Julklapp
Am Nachmittag des „Julafton“ (Heiligabend) versammelt sich etwa
die Hälfte aller Schweden vor dem Fernseher, um eine Donald-
Duck-Sendung zu sehen: „Kalle Anka och hans vänneer önskar
God Jul“ („Donald Duck und seine Freunde wünschen fröhliche
God Jul! Weihnachten“) wird seit 1960 pünktlich um 15 Uhr ausgestrahlt.
Weihnachtsbräuche Die anschließende Bescherung übernimmt in Schweden der Weih-
nachtswichtel „Jultomte“. Für alle Hauswichtel wird eine Schüssel
in Schweden Milchbrei vor die Tür oder auf die Fensterbank gestellt – sonst droht
im kommenden Jahr Unglück. Die Geschenke heißen in Schweden
„Julklappar“ und werden oft mit kleinen Reimen verziert, die auf lus-
Kerzen im Haar, heißer Glögg und Heiligabend mit Donald Duck: tige Weise auf das Geschenk oder den Beschenkten Bezug nehmen.
Weihnachten in Schweden ist ebenso besinnlich wie vergnüglich. Wörtlich übersetzt bedeutet Julklapp „Weihnachtsklopfen“: Früher
Mit ihren Traditionen und Bräuchen feiern die Schweden nicht nur klopften junge Leute im Scherz an die Haustür, schleuderten kleine
die Geburt Jesu, sondern auch die Wiedergeburt des Lichts. Holzstöcke mit lustigen Sprüchen ins Haus und verschwanden.
Süße Adventszeit: Pfefferkuchen und Glögg Ein wahrer Festschmaus: das Julbord
Die schwedische Weihnachtszeit beginnt am 1. Advent. Dann tref- Auch kulinarisch lassen es sich die Schweden an Heiligabend richtig
fen sich Nachbarn und Freunde, um gemeinsam Pfefferkuchen gut gehen. Auf der Festtagstafel finden sich der Weihnachtsschinken
(„Pepparkakor“) zu essen und Glögg zu trinken, einen würzigen „Julskinka“ mit einer Kruste aus Senf und Semmelbröseln, einge-
Glühwein, der mit blanchierten Mandeln und Rosinen serviert legter Hering (mindestens drei Sorten, zum Beispiel mit Senf oder
wird. Auch märchenhafte Lebkuchenhäuser („Pepparkakshus“) Zwiebeln), Schweinswurst, „Gubbröra“ (ein Aufstrich aus Ei und
werden gerne von Kindern und Eltern Kindern gebacken und auf- Sardellen), hausgemachte Leberpastete und das würzige Roggen-
wendig verziert. brot „Vörtbröd“. Dazu wird Aquavit oder Schnaps serviert.
44