Page 8 - Schönberg im Sommer 2020
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Aufgereiht: Etliche Stücke aus der alten Schönberger Töpferei
         Harder finden sich heute in Christian Lantaus Privatsammlung.





         In Ton gebrannte Lebenslinien




         Für den Laboer Christian Lantau wird Geschichte, vor allem die   Ähnlich lebendig, wie man sich das
         der Probstei, erst mit den Menschen lebendig. Mit seinem jetzt   vorstellen mag, hat er die teilweise
         erschienenen Buch über die Schönberger Töpferei Harder legt er   bis heute reichenden Lebenslinien
         bereits seinen zweiten heimatgeschichtlichen Band vor. Neben   der Menschen nachgezeichnet.
         ausführlichen Darstellungen der hier im 19. Jahrhundert bis 1881
         gefertigten Töpferwaren zeichnet Lantau darin viele Lebens-  Behilflich dabei war ihm Harders
         linien Probsteier Menschen nach. Dabei zeigt er, dass etliche   Ur-Ur-Enkelin Hanna Kempfert.
         Harder’sche Familienbande bis in die Gegenwart reichen.  Sie ist als langjährige Vorsitzende
         „Wenn ich Leute frage, ob sie wüssten, dass in Schönberg im groß-  des Museumsvereins Probsteier
         en Stil Töpferware hergestellt wurde, verneinen das die meisten“,   Heimatmuseum e. V. so etwas wie
         sagt Christian Lantau verschmitzt. Dabei seien ab den 1820er-Jah-  eine Institution der hiesigen Lo-
         ren Töpfereigründer Anton Harder und von 1868 bis zum letzten   kalgeschichte und kennt Christian
         Brand im Jahr 1881 dessen Sohn Adam richtig groß im Geschäft   Lantau schon von dessen Kindes-
         gewesen.                                             beinen an. „Hanna hat mir einen
                                                              ganzen Koffer voller persönlicher   Groß und stabil für den
                                                                                                    Gebrauch:
                                                                                           täglichen
                                                                                                             Ein
         „Von der Gebrauchskeramik für den Alltag ist nicht viel übrig, aber   Notizen und Geschäftsunterlagen   Harder’scher Vorratstopf, der
         Prunkgeschirr und Aussteuerware gibt es noch“, weiß Lantau. Der   aus der Töpferei überlassen“, er-  wohl auch beim Schlachten
         größte Teil davon ist heute im Schönberger Probstei Museum aus-  zählt Lantau – das sei das perfekte  von Vieh Verwendung fand.
         gestellt. „Und einiges schlummert wohl noch auf den Dachböden   Recherchematerial gewesen. Um
         Probsteier Höfe“, vermutet Lantau.                   die Geschichten der Menschen erzählen zu können, habe er
                                                              zudem etliche Dorfchroniken und andere Quellen durchforstet.
         In seinen besten Tagen habe die Töpferei Harder zwei bis drei fes-  „Wichtig ist mir zu zeigen, dass die Handwerkerfamilien in der
         te Gesellen, einige Lehrlinge und immer wieder auch Wandergesel-  Probstei ähnlich miteinander verflochten und traditionell verbun-
         len beschäftigt, hat Lantau bei seinen umfangreichen Recherchen   den sind wie die Landwirte“, sagt Christian Lantau. Und: „Viele
         herausgefunden. „Damals saßen also sieben bis acht Mitarbeiter,   heute bekannte Probsteier Familien sind mit der Geschichte der
         seine zweite Ehefrau, zwei Schwiegermütter und mehrere Kinder   Töpferei Harder verknüpft.“ Auch deshalb lohne vielleicht ein
         an einem Tisch – da war richtig was los“, sagt Lantau lachend.   Blick in die hinteren Ecken des Dachbodens.  Kay-Christian Heine


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