Page 55 - Schönberg im Sommer 2022
P. 55

Michael Müller geht von Bord




          Seenotretter wechselt in den DGzRS-Spenderdialog



          Wer in der Probstei an den in Laboe statio-
          nierten Seenotkreuzer „Berlin“ denkt, hat ein
          untrennbar mit diesem Schiff verbundenes
          Gesicht vor Augen: das von Kapitän Michael
          Müller. 24 Jahre lang hat er Dienst an Bord des
          Kreuzers geleistet, seit 2004 als Vormann, wie
          der Schiffsführer eines solchen Kreuzers heißt.
          Und als Leiter der Station Laboe. Eigentlich hät-
          te er bald in den Seemannsruhestand gehen
          können. Aber das war nichts für ihn. Deshalb ist
          Michael Müller jetzt statt zur See an Land für
          die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiff-
          brüchiger“ (DGzRS) unterwegs. Um mit Spende-
          rinnen und Spendern zu sprechen.

          Michael Müller und seine Crew haben mit der
          „Berlin“ unzählige Menschen aus Seenot geret-
          tet. Während sie zu Beginn von Müllers Dienst-
          zeit bei der DGzRS noch rund 80 Einsätze jähr-
          lich gefahren, waren es zuletzt knapp doppelt
          so viele. „Wir lassen da draußen niemanden
          allein“, ist Müllers Grundsatz.

          Vergangenen November hat er die markante,
          rote Einsatzkleidung gegen Zivil getauscht und   Wehmut überkomme ihn nicht, wenn er an sei-
          ist nun Ansprechpartner für Menschen, die sich   ne Dienstzeit an Bord zurückdenke, sagt Mül-
          mit Spenden für die DGzRS engagieren möch-  ler. „Dafür sind die Erinnerungen etwa an die
          ten. „Wenn ich beispielsweise auf Charity-Ver-  hervorragende Zusammenarbeit mit Wasser-
          anstaltungen über die Arbeit der Seenotretter   schutzpolizei,  Feuerwehr und anderen Kolle-
          informiere, weiß ich ganz gut, worüber ich rede“,   ginnen und Kollegen viel zu gut“, findet er. Au-
          sagt der bärtige, sympathische und zugewandte   ßerdem schaue er immer, wenn er nach Laboe
          Michael Müller schmunzelnd. Denn Erfahrung   komme, gern auf der „Berlin“ und im DGzRS-In-
          zur See hat Michael Müller reichlich: Nachdem   formationszentrum am Hafen vorbei. „Ich kann
          er schon bei der  Bundesmarine  zur  See  ge-  meine Erfahrung jetzt auf mindestens ebenso
          fahren war, ist er zunächst als Containerschiff-  nützliche Weise für die Gesellschaft einbringen
          Kapitän zur Handelsmarine gewechselt, bevor   – und das sogar zu geregelten Arbeitszeiten“,
          er vor  einem knappen  Vierteljahrhundert  zur   sagt Müller lachend.
          DGzRS ging.
                                                     Die DGzRS unterhält an Deutschlands Küsten
          Finanzielle  Unterstützung auch  von größeren   rund 60 Rettungseinheiten auf 55 Stationen.
          Gebern aus Industrie und Gewerbe seien für   Vergangenes Jahr haben die etwa 1.000 See-
          die  DGzRS  im  Wortsinne  überlebenswichtig,   notretter in 2.023 Einsätzen 3.505 Menschen
          sagt Müller: „Die Gesellschaft nährt sich aus-  aus Gefahr auf See befreit. Michael Müllers
          schließlich von Spenden, das betrifft auch den   wichtigster Tipp an alle Sportschiffer: „An Bord
          Bau neuer Schiffe und die Gehälter der Haupt-  IMMER eine Rettungsweste tragen!“   kch
          amtlichen.“ Seit November vergangenen Jahres
          besucht er deshalb Veranstaltungen in ganz   DGzRS-Informationszentrum Schleswig-
          Deutschland, um in Vorträgen über die Arbeit   Holstein • Hafenstraße 4 • 24235 Laboe
          der Seenotretter zu sprechen und Spenden ein-  Tel. 043434242-644 • Web: www.seenotret-
          zuwerben. Rund 18.000 Kilometer habe er da-  ter.de/crews-stationen/informationszentrum-
          für bisher zurückgelegt, verrät Michael Müller.  schleswig-holstein


                                                                                                              55
   50   51   52   53   54   55   56   57   58   59   60